sonic organizing/graphic design/collaboration/risography
oor saloon presents
une soirée de voix non-linéaires:
elaine mitchener (uk/jam)
audrey chen (us/chn/twn)
ka baird (us, rvng. intl.)
conceptual sonic evening/concert series
23.10.2019
kunstraum walcheturm, zürich
curation/sonic organizing:
anna frei, franziska koch
graphic design/risography: anna frei
(2 color riso print flyers & posters)
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Elaine Mitchener (JAM/UK)
ist britische afro-karibische Vokalistin, Bewegungskünstlerin und Komponistin, die zwischen zeitgenössischer/experimenteller Musik, freier Improvisation, künstlerischer Forschung, bildender Kunst und politischem Aktivismus arbeitet. Ihr Lebenslauf zeigt die beeindruckende Bandbreite ihrer Praxis: Von Zusammenarbeiten mit bildenden Künstler:innen wie Christian Marclay, Marina Abramovic und Otolith Group, mit experimentellen Komponist:innen wie George Lewis und Tansy Davies. Bis 2026 ist sie Associate Artist der Wigmore Hall in London, einer ehrwürdigenvKlassik-Institution in Grossbritannien. Gleichzeitig hört man ihre Stimme in improvisierten jamaikanischen Liedern für die Klangkünstlerin Ain Bailey im Wysing Arts Centre oder auf dem Album der US-Avant-Rap-Sängerin Moor Mother. In ihren eigenen künstlerischen Arbeiten wie z.b. [NAMES II] an evocation thematisiert sie Sklaverei und den Zuckerhandel in der Karibik, in welcher Namenslisten und monetäre Werte versklavter Menschen einer Plantage mit jamaikanischen Arbeitsliedern und Gwo-Ka-Trommeln verschmelzen, einer Tradition, die die «Middle Passage» überlebte, den Teil des Sklavenhandels, bei dem Menschen von Afrika in die USA verschifft wurden. Die Kraft Elaine Mitcheners performativen Präsenz liegt in der Fähigkeit, im Raum intensive kollektive Empathie zu erzeugen. «Coming to see what I do, you don’t sit back. I ask you to come with me on this journey and we’re in it together. It’s about trust, and I take that trust really seriously.» Mitchener beschreibt Gewalt, Sorge oder Lust nicht – sie performt sie, verkörperlicht sie. Eine zutiefst notwendige Arbeit in einer Zeit, in der Fakten gewaltvoller Geschichten verdreht, verleugnet und manipuliert werden. «Those lives destroyed – how could we allow that to happen? We need this to be looked at properly because this is about society, this affects everyone. That’s the kind of compassion I’m talking about when I say come on this journey with me. We have to share this because we have to care about each other to stop this from happening again … Maybe I’m telling the same story over and over again, but I’ll continue to do it until people understand, and acknowledge, and then we can have the kind of relationships we should be having.» Ein wichtiger und widerholter Aspekt in Elaines Arbeit ist die Wiederentdeckung, Aufarbeitung und Würdigung Schwarzer Avantgarde-Komponist:innen und Künstler:innen die sie durch archivarische und verkörperlichte Recherchearbeit in Bewegungs- und Gesangsperformances übersetzt. So performte sie z.b. ein Stück des afroamerikanischen konkreten Dichters NH Pritchard, dessen typografische Experimente sie als Partitur nutzte. Ebenso entwickelte sie Vocal Classics of the Black Avant-Garde, interpretierte Werke der Sängerin und Komponistin Jeanne Lee neu und produzierte eine BBC-Radio-4-Doku über den Komponisten Julius Eastman, um nur einige Beispiele zu nennen.
Audrey Chen (US/TWN/CHN)
ist eine chinesisch/ taiwanesisch-amerikanische Vokalistin und Soundkünstlerin. Mit Cello, Stimme und gelegentlicher analoger Elektronik vertieft sich Chens Arbeit tief in ihre eigene Version des narrativen und nichtlinearen Geschichtenerzählens. Ein großer Teil ihrer Musik ist improvisiert, völlig unverarbeitet und ihre Herangehensweise daran ist äußerst persönlich und viszeral. Ihr Spiel erforscht die Kombination und Überlagerung des hausgemachten analogen Synthesizers, der Vorbereitungen und der traditionellen und erweiterten Techniken sowohl in der Stimme als auch im Cello. Sie arbeitet daran, diese Elemente zu einer einzigartigen ekstatischen persönlichen Sprache zu verbinden. Während des letzten Jahrzehnts lag ihr Hauptaugenmerk auf ihrer Soloarbeit mit Cello, Stimme und Elektronik, aber in jüngerer Zeit hat sie begonnen, sich wieder der Erforschung der Stimme als Hauptinstrument zuzuwenden. Zu den jüngsten Projekten zählen neben dem Solo-Auftritt ihr langjähriges Stimmen-Duo mit Phil Minton, das Duo HISS & VISCERA mit dem modularen Synthesizer Richard Scott, BEAM SPLITTER mit dem norwegischen Posaunisten Henrik Munkeby Nørstebø und das Duo „Romantic Noise“ AFTERBURNER mit Doron Sadja ( Elektronik / Lichtprojektion). Chen hat in Europa, Russland, der Ukraine, der Türkei, Australien, Neuseeland, China, Japan, Taiwan, Brasilien, Argentinien, Ecuador, Kanada und den USA gespielt. «Audrey Chen has created an uncompromising and idiosyncratic music, tightly disciplined yet acoustically wild and heavy with implication. Her ultra-verbal vocalising, often reminiscent of the visceral and emotionally charged sound poetry of François Dufréne or Henri Chopin, exposes physiological aspects of utterance that are concealed within standardised articulation and day to day speech. Fleshy, breath-driven and flecked with spittle, Chen‘s voice emanates not just from her mouth but from an ensemble of upper body surfaces, channels, passages, and cavities.» - Julien Cowley THE WIRE Ka Baird (US, Rvng Intl.)
Ka Baird (US)
ist Klang- und Stimmkünstlerin, Multiinstru-mentalistin und Performerin, und lebt und arbeitet in New York. Ihre aktuelle Arbeit beschäftigt sich mit Improvisation, elektroakustischen Interventionen, erweiterten Gesangs-techniken, Elektronik und Holzbläsern, die in einer kräftigen Art von «Körpermusik» gipfeln, die durch körperliche Anstrengung extreme Befreiung anstrebt. Sie ist eines der Gründungs- und fortlaufenden Mitglieder der Gruppe Spires That In The Sunset Rise, die 2001 in Chicago gegründet wurde. STITSR wurde von Jack Rose als «weibliche Sun City Girls» beschrieben und hat durch die Einbeziehung verschiedener experimenteller Einflüsse in ihre Musik einen erheblichen Beitrag zur New Folk-Bewegung geleistet. Ihr Sound wurde mit den Raincoats, Comus und Harry Partch verglichen. Ka Baird tourte national und international mit Auftritten im Museum für zeitgenössische Kunst (Chicago), im MoMA PS1, im Roulette Intermedium, im Issue Project Room und bei zahlreichen Festivalauftritten, darunter TUSK (Newcastle, UK), Incubate (Tilburg, Niederlande), KRAAK (Brüssel, Belgien), Le Guess Who (Utrecht, Niederlande) und das Festival der endlosen Dankbarkeit (Kopenhagen, DK). Sie war Musikerin im Experimental Sound Studio (Chicago, IL), Pioneer Works (Brooklyn) und war 2018 Artist-in-Residence-Künstlerin der Jerome Foundation am Roulette Intermedium