sonic organizing/graphic design/risography
her* silences – on sharing with care, the secrecy of space and acts of silence as socio-political strategies –
with terre thaemlitz (jp/us), lina džuverovic (uk/hr), fender schrade (de), kerstin schroedinger (ch/uk)
A panel discussion with a lecture and
3 perspectives on silence.
12. 02.2015
20 Uhr, HeK, Haus der elektronischen Künste Basel
hek
«And of course I am afraid, because the transformation of silence into language and action is an act of self-revelation, and that always seems fraught with danger. (…) In the cause of silence, each of us draws the face of her own fear – fear of contempt, of censure, or some judgement, or recognition, of challenge, of annihilation. But most of all, I think, we fear the visibility without which we cannot truly live.»
Audre Lorde, «The Transformation of Silence into Language and Action», 1977.
OOR Saloon und das HeK (Haus der elektronischen Künste Basel) laden zur Lecture «Secrecy Wave Manifesto» von Terre Thaemlitz, drei weiteren, kurzen Inputs von Kulturproduzent_innen und einer darauf folgenden Diskussion ein. Im Zentrum steht dabei die Frage, inwiefern Strategien der Stille und Auslassung von Explizitheit als Werkzeuge einer kritischen, (kollektiv)-kulturellen und queer-feministischen Praxis gedacht werden können und welche Art von Sichtbarkeit vorhanden sein muss, damit ein «Silencing» wirksam werden kann.
Terre Thaemlitz (JP/US)
«Secrecy Wave Manifesto»
Lecture, 20:00
Als Ausgangspunkt für den Abend dient Terre Thaemlitz‘ Text, «Secrecy Wave Manifesto», welches sie_er für die erste Ausgabe des japanischen Magazins «Farben» im Juni 2014 verfasst hat. Darin plädiert sie_er für eine strategische Verwendung von Stille. Thaemlitz geht dabei insbesondere auch auf Problematiken der digitalen Verbreitung kritischer, künstlerischer Arbeiten im Netz ein und zeigt auf, wie die Logiken dominanter Internetplattformen im Widerspruch zu sozialen Dynamiken von minoritären Communities und Subkulturen stehen.
Terre Thaemlitz (*1968 in Minnesota) ist Multi-Media-,Experimental-, Ambient -, Deep House-Produzent_in, Essayist_in, non-essentialist Transgenderaktivist_in, DJ und Labelbetreiber_in von Comatonse Records und lebt in Kawasaki, Japan. Thaemlitz untersucht seit rund 30 Jahren die Möglichkeiten politischer Audioproduktion und beschäftigt sich insbesondere mit Identitätspolitiken, nicht-essentiellem Transgender-Aktivismus und Geschichtsschreibung und Analysen sozioökonomischer Bedingungen kommerzieller Medienproduktion.
Inputs:
Kerstin Schroedinger (DE)
In ihrer Antwort auf den Vortrag von Thaemlitz wird die Künstlerin Kerstin Schroedinger der Frage nachgehen, inwiefern Sichtbarmachung und Unsichtbarkeiten in Beziehung zu Unausprechlichem und Silencing/Schweigen stehen. Anhand von Geheimnissen und Gespenstern wird sie eine repräsentationskritische Perspektive zur Diskussion stellen. In ihren Arbeiten hinterfragt Schroedinger historische Produktionsbedingungen sowie die ideologischen Voraussetzungen und Gewissheiten medialer Darstellungen. Sie arbeitet in kollaborativen Zusammenhängen in den Bereichen Bewegtbild, Hörspiel, Musik und Text, mit einer historiographischen Praxis, die ideologischen Gewissheiten der Repräsentation, Produktionsmittel und historische Kontinuitäten hinterfragt.
Fender Schrade (DE)
Der Musiker, Performer und Soundingenieur Fender Schrade wird Auslassung und Stille aus einer subjektiven und trans*feministischen Perspektive im Beziehung zur Flüchtigkeit von Live-Sound betrachten.
Fender Schrade (*1972) ist Musiker, Performer und Medieningenieur und lebt in Stuttgart. Er arbeitet oft in Kollaborationen und vorwiegend Live. Seit 1994 arbeitet Schrade international als Live Sound Engineer mit Musikgruppen sowie im Theater. Als Musiker_in komponierte er_sie u.a. die Musik für das queer-feministische Performance Projekt Vegane Oper und co-produziert das Berliner Queer-Pop Duo VOW mit zahlreichen Live Auftritten. Momentan arbeitet Schrade innerhalb des Performancekollektivs Nana&Friends und wirkt in Theaterperformances sowie in unangekündigten Interventionen im öffentlichen Raum mit.
Lina Džuverovic (UK/HR)
Die Kuratorin Lina Džuverovic wird über Stille als Strategie für Akzeptanz im Bezug auf das Kuratieren von feministischen Arbeiten und Mimikry sprechen, und untersucht wie strategische Bestrebungen eines Verschweigens, oder «silencing», von feministischen Stimmen oftmals zu einer doppelten Löschung innerhalb der Geschichte geführt haben. Lina sucht nach differenzierten Taktiken diese Stimmen zu artikulieren und zu repräsentieren und interessiert sich für Prozesse des Austestens verschiedener Frequenzen im Erlernen eines kontextbedingten Justierens des «Tons».
Lina Džuverovic lebt in Zagreb und London. Sie arbeitet momentan an ihrem PhD an der Tate und dem Royal College of Art in London. Zwischen 2011 und 2013 war sie Artistic Director der Calvert 22 Foundation in London. Sie ist Co-Gründerin von Electra, einer Organisation für zeitgenössische Kunst & Produktionszusammenhang, in der sie sieben Jahre als Executive Director tätig war. Sie co-iniitierte unter anderem das Her Noise Archiv und die dazugehörige Ausstellung in der South London Gallery, welche sie mitkuratierte und organisierte. Sie arbeitete ausserdem für Lux Centre, ICA, The Wire Magazine und kuratierte diverse Ausstellungen in zahlreichen Institutionen.
Ausgehend der vier Positionen lädt der Abend ein, die aufgeworfenen Fragestellungen und Ansätze in einer gemeinsamen Diskussion mit dem Publikum weiter zu vertiefen.
Moderiert von Kerstin Schroedinger.
Die Veranstaltung findet in englischer Sprache statt.
HeK, Haus der elektronischen Künste Basel, Freilager-Platz 9, 4142 Münchenstein / Basel